Warum soll man beim Taijiquan 'ins Verlieren investieren'?
Dieser Satz wurde im Taijiquan hauptsächlich von Zheng Manqing (Cheng Man-ch'ing) geprägt, einem Meister einer anderen Stils. Im chinesischen Original bedeutet er soviel wie "den Verlust essen" (吃亏). Wollen wir das auf unsere Praxis anwenden, dann erscheint es nicht immer ratsam, in allen Partnerübungen immer sofort den Sieg zu suchen. Versucht man stets nur, zu siegen, wird es beispielsweise schwer, neue Techniken zu lernen, die man noch nicht ausreichend so beherrscht, dass sie einwandfrei funktionieren. Man greift dann nur auf die Bewegungsmuster zurück, die man bereits anwenden kann, was das eigene Wachstum beschneidet. Vielmehr sollte man in manchen Trainingssituationen kooperativ so arbeiten, dass Fehler erlaubt sind und man "ins Verlieren investieren" kann. So wichtig es aber ist, kooperativ zu arbeiten, so sinnvoll ist es auch, auf die richtige Balance achten. Investiert man stets ins "Verlieren", verlernt man möglicherweise, auch gewinnen zu können. Und übt man nur kooperativ, merkt man vielleicht nicht mehr, was passiert, wenn der Gegner unkooperativ agiert. Diese unterschiedlichen Übungsmodi kann man verstehen lernen, was auch die eigene Persönlichkeit erweitert und in Bereichen dazugewinnen lässt, in denen man vielleicht Defizite hat.
Etwas konkreter auf die Anwendung bezogen, aber thematisch verwandt, spricht man in unserem Taijiquan eher davon, "nicht den Kontakt zu verlieren und nicht dagegen zu gehen" (不丢不顶), oder davon, "[den Gegner] hereinzuleiten und in eine Leere fallen zu lassen" (引进落空). Diese Anwendungsprinzipien beziehen sich auf den konkreten Umgang mit gegnerischer Kraft und setzen eine ausgeklügelte Körpermechanik voraus.