Kraft- und Gerätetraining im Taijiquan (Tai-Chi)
Die Idee, Taijiquan würde ohne Kraft auskommen, ist grundlegend falsch und entsteht oft aus einem dialektischen "entweder, oder"-Denken. Also "entweder Anspannung, oder Entspannung". Häufig wird Taijiquan jahrelang bloß entspannt oder gelöst trainiert, ohne nennenswerte Fortschritte zu machen. In der chinesischen Didaktik geht es aber um eine andere Art der Verbindung dieser als gegensätzlich angesehenen Zustände.
An einigen Stellen vor allem im anfänglichen Lernprozess nicht auf Kraft zu achten, sondern beispielsweise auf den Bewegungsfluss, kann zwar durchaus Sinn machen. Solche Didaktik sollte aber nicht zu einem generellen "Kraftverbot" führen. Vielmehr geht es um eine stete Verfeinerung von inneren Kraftzügen, ohne die man die "Energetik" des Taijiquan und dessen metabolische Auswirkungen wahrscheinlich kaum verstehen kann. Dieser Logik nach hat auch Atem eine Kraft und eine Kraftrichtung, und Yi, die Intention, erzeugt verfeinerte Kräfte. Sofort spürbar, erlebbar, und daher trainierbar. Wenn wir von Kraft sprechen, geht es also nicht um rohe Gewalt. Unserer Meinung nach führt aber das "Kraftverbot" häufig dazu, dass man über diese Verfeinerung von Kraft eigntlich nicht sprechen kann und Kernkonzepte des Taijiquan daher kaum trainierbar sind. Viele ernsthaft Trainierende bleiben daher jahrelang auf einem Anfänger-Niveau ohne klare Ausrichtung in ihrem Training.
Jegliche klassische Schriften des Taijiquan in praktisch allen Stilen heben vielmehr die Bedeutung sinnvoll geführter "Kraft" hervor. Im täglichen Training in China ist der Begriff der "Kraft" (jin) ebenfalls Dauerthema. Sie ist also zentraler Lehrinhalt. Nur leider ist der Begriff im Westen häufig falsch besetzt und führt bei vielen Trainingsmethoden zu einer Verteifung der Gelenke. Daher gilt es für das Taijiquan-Training einige Merkmale sinnvoll geführter Kraft zu beachten.
Welche Aspekte muss ich beim Taiji-Krafttraining beachten?
Innere Kraft (neijin)
Im Chen-Stil Taijiquan nach Chen Yu finden sich unterschiedliche Kräftigungsmethoden. Bereits Stand-, Basis- und Formbewegungen schulen unterschiedliche Körperkräfte. Eigentlich ist die erste Form sogar das beste taiji-spezifische Krafttraining. Ab bestimmten Lernstufen können weitere Geräte zur darüber hinausgehenden Kräftigung herangezogen werden, um positive Effekte sowohl für die Kampfkunstfertigkeit, als auch für die Gesundheit der Praktizierenden und ihr Taiji-Verständnis zu erzielen. Das traditionelle Waffentraining dient einem ähnlichen Zweck. Krafttraining bedeutet für uns, dass man geistige Aspekte mit einbezieht, funktionell sinnig und aufmerksam übt und nicht gegen sonstige Taiji-Charakteristika wie der Expansion und der Gleichzeitigkeit gegensätzlicher Kräfte verstößt, um so das zu fördern, was im Chinesischen "innere Kraft" (neijin, 内劲) genannt wird, oder die Verbindung von hart und weich (gangrou xiangji 刚柔相济), mit klaren, inneren Kraft-Pfaden und gleichzeitig beweglichen Gelenken und entspannter Grundhaltung.
Welche Waffen gibt es im Chen-Stil Taijiquan traditionell?
Stock & Speer, Hellebarde, Schwert und Säbel im Taijiquan
Traditionelle Waffen sind Schwert, Säbel, Stock/Speer und Hellebarde, die Doppel-Waffen-Formen von Schwert und Säbel werden auch bereits im 19. Jahrhundert erwähnt. Einige alte Formen wie Kriegssichel und Streitkolben wurden nicht bis ins 20. Jahrhundert weiter gegeben. Es gibt aber Lehrer, die diese quasi neu erfunden haben, oder neue Waffen-Formen wie z.B. den Fächer dem Chen-Stil-System hinzufügen möchten. Bei uns spielen diese neueren Erfindungen keine Rolle. Wer mag, kann bei uns die alten Waffen erlernen. Neben dem Taiji-Schwert und dem Säbel stechen vor allem die Frühlings-Herbst-Hellebarde und der Birnenblüten-Speer und Stock des weißen Affen hervor. Diese beinhalten alte Konzepte, in denen siche die Kriegskunst vergangener Zeiten im heutigen Chen-Stil-Kungfu zeigt.
Welche Geräte sind der Taiji-Kraft förderlich?
Langstock-Training und explosive Kraft (fajin)
Um zu einem Zeitpunkt, wenn ausreichend strukturelle Körperkraft vorliegt, explosive Schnellkraft (Fali, 发力) zu trainieren, bietet sich der Taiji-Langstock (Dagan, 大杆) an, der drei Meter oder mehr misst und aus einem speziellen, biegsamen Holz besteht. Man kann hier sowohl eine Form aus 13 Bewegungen als auch Einzelstellungen üben. Im Vordergrund stehen diverse Techniken wie winden, drehen, spalten, schmettern, ziehen, haken, stechen, schütteln, stützen, tragen u.v.m. Vor allem müssen die Stocktechniken mit der Fußarbeit koordiniert werden und trainieren so neben der Armmuskulatur auch Schrittbereich, Hüfte und Taille.
Andere Taijiquan-Trainingsgeräte
Bereits für Anfänger geeignet ist der Taiji-Stab bzw. Griffel (Taiji Bang, 太极棒). Er kann zur Kräftigung des Handgelenkes, des Griffes sowie generell der Verbesserung der Spiralkraft verwendet werden. Zum Taiji-Stab gibt es eine Reihe von Einzelübungen. Fortgeschrittene können den Taiji-Ball (Taiji Qiu, 太极球) zu ihrem Trainingskurrikulum hinzufügen. Auch beim Taiji-Ball verbessern verschiedene Einzelübungen Taillenkraft und Armkraft. Man sollte zunächst mit kleineren Gewichten beginnen und kann dann nach und nach aufstocken.
Zudem üben wir die Handformen auch mit Gewichten an Händen, Füßen und Rumpf. Allerdings sollte diese Trainingsart nicht auf alle Taiji- und Qigong-Formen übertragen werden. Die Handform muss auf eine solche Art der Kräftigung ausgelegt sein. Ansonsten führt das Training mit Gewichten nur zu Verkrampfung und nicht zur Stärkung. Alle Geräte ergänzen das waffenlose Formtraining und helfen, die Bewegungen mit einer fließenden, kontinuierlichen Kraft zu füllen.
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