Ein Text, der Chen Changxing (1771-1853) zugeschrieben wird, und Konzepte zum waffenlosen Kampf im Taijiquan enthält. Übersetzung aus dem Chinesischen durch das CTND.
Die wichtigen Sätze besagen: das Schlagen (chui) kommt aus dem Herzen (xin), die Faust folgt dem Aussenden durch die Aufmerksamkeit (yi). Wenn man sich selbst kennt, kennt man den Gegner und man muss sich den Begebenheiten stets anpassen. Sobald die Absicht (xinqi) aussendet, bewegen sich alle vier Gliedmaßen.
Die Füße erheben sich vom Boden und man bewegt sich in eine Position hinein. Entweder kleben (nian) oder sich umherbewegen (you), verbinden (lian) oder folgen (sui), aufsteigen (teng) oder ausweichen (shan), falten (zhe) oder Leere (kong) [nutzen], abwehren (peng) oder wegnehmen (lü), pressen (ji) oder kräftig nach unten drücken (na).
Faustschläge innerhalb von 5 Fuß [und] außerhalb von 3 Fuß, Ellbogenstöße nicht in der Ferne aussenden, in der Nähe nicht mit den Händen aussenden. Ob nach vorn und hinten oder links und rechts, jeder Schritt ist ein Schlag. Wenn man auf den Feind trifft, ist es Standard, ihn zu bekommen, aber dabei keine Form zu zeigen, ist wunderbar.
Die Faustkunst ist wie die Kriegskunst: schlage (ji) ihn da, wo er nicht vorbereitet ist, greife (xi) ihn unerwartet an. Nutze die Gelegenheit, um zu schlagen und anzugreifen, nutze die Gelegenheit, um anzugreifen und zu schlagen. Leere und dann Substanz, Substanz und dann Leere, vermeide die Substanz und schlage die Leere, ergreife die Wurzel, wenn du Spitze suchst. Wenn dich eine Gruppe einkreist, sei wie ein lebhafter Drache und ein quirliger Tiger, schlage einfach auf einen einzelnen Gegner los; gerade so, als ob eine riesige Kanone geradeaus explodiert.
Oben, Mitte und unten sind von einer Energie (qi) zusammengehalten und geordnet. Körper, Hände und Füße sind den Regeln nach [wie von] einem Seil verbunden. Die Hände sollten nicht leer nach oben steigen noch leer nach unten fallen. Die Vitalität (jing) und der schnelle Geist (shen) liegen genau und vollkommen in der Lebendigkeit.
Die Alten sprachen: man kann weggehen und reingehen, hart sein und weich sein, vorwärts gehen und sich zurückziehen. Wenn man sich nicht bewegt, ist das wie ein großer Berg und schwierig zu erkennen wie Yin und Yang, unerschöpflich wie Himmel und Erde, reich und voll wie eine Kornkammer, riesig wie die vier Meere, leuchtend wie Sonne, Mond und Sterne. Man erwägt die Chancen nahender Kräfte und schätzt die (Un-)Zulänglichkeit des Gegners ab, still Bewegung abwartend und sich bewegend, um auf Stille zu antworten. Nur dann kann man von Boxkunst reden!
Die wichtigen Sätze besagen: die Methode des Borgens ist einfach, die Methode des Eintretens [aber] ist schwer, doch die Methode des Eintretens ist die Zuvorderste.
Stücke über den Krieg besagen: schlagende Hände müssen tapfer und ungestüm sein. Es ist nicht korrekt, die Extremitäten zu schlagen, man muss [vielmehr] direkt die mittlere Halle einnehmen. Oben und unten ergreifen wie ein Tiger, wie wenn ein Adler oder ein Habicht auf ein Huhn herabstürzt. Man muss nicht hastig sein, den Fluss umzukippen oder das Meer auszuschütten. Am stärksten ist "der Rote Phönix blickt zur Sonne"; die Wolken haben Sonne, Mond und den Himmel im Rücken, wenn sie die Erde überkreuzen, und wenn Kampfkünste miteinander streiten, wird ersichtlich, wer den Kürzeren und wer den Längeren zieht.
Um mit einem Schritt [in den Gegner] hineinzugehen, muss man mit dem Körper vorwärtsgehen, wenn Körper und Hände gleichzeitig ankommen, ist es wahrhaftig. In der Methode gibt es Geheimsätze, wie man es erreicht, und wenn sich einem die innere Logik eröffnet, dann ist das fabelhaft und göttlich.
Seit altersher gibt es die Methoden zum Ausweichen, Eintreten, Schlagen und Aufpassen. Und wie weicht man aus? Und wie tritt man ein? Das Eintreten aber ist das Ausweichen und das Ausweichen ist wie das Eintreten, man darf nicht das Weite suchen. Und wie schlägt man? Und wie passt man auf? Schlagen ist wie Aufpassen und Aufpassen ist wie Schlagen, beides ist einfach ein Aussenden der Hände (fa shou).
Die Alten sprachen: das Herz ist wie Schwarzpulver und die Hände sind wie Geschosse. Ein Geistesblitz und [selbst] ein Vogel kann kaum entkommen. Der Körper gleicht einer Bogensehne und die Hände gleichen Pfeilen. Wenn die Bogensehne ertönt und der Vogel vom Himmel fällt, mutet das übernatürlich an. Die Hände erheben sich wie Blitze, die Blitze sind zu schnell, um auch nur zu blinzeln. Man schlägt den Gegner wie ein Blitzschlag, und wenn der Donner ertönt, ist es bereits zu spät, um die Ohren zu bedecken.
Links vorgehen und rechts ankommen, rechts vorgehen und links ankommen. Die Hände werden vom Herzinneren ausgesendet, [ihr] Fallen ist ein Herabfallen nach vorn. Die Kraft steigt von den Füßen nach oben auf, die Füße steigen wie ein anwachsendes Feuer auf.
Um links vorzugehen, muss man rechts eintreten, um rechts vorzugehen, muss man links eintreten. Wenn man einen Schritt macht, tritt zuerst die Fußferse auf und [dann] greifen die zehn Zehen den Boden. Der Schritt muss stabil sein, der Körper erhaben und schwer, wenn man geht, muss man die Hände loslassen (sa), bei Berührung des Gegners macht man Fäuste. Die Energie (qi) oben und unten muss insgesamt innehalten, beim Herein- und Herausgehen benutzt man den Körper als Herrscher. Man giert nicht und schuldet auch nicht, man ist nicht zu nah und auch nicht zu weit, die Fäuste folgen dem Aussenden des Herzens, und man benutzt den Körper, um die Hände heraus zu pressen. Ein Gliedmaßen bewegt sich und alle Knochen folgen. Wenn ein Teil gebeugt ist, ist der gesamte Körper auch gebeugt, und wenn sich ein Teil streckt, streckt sich der gesamte Körper. Beim Strecken muss man sich so weit wie möglich strecken, beim Beugen muss man sich ganz dicht machen, wie wenn man Sprengstoff eng wickelt, es knallt mit mehr Wucht, wenn man ihn enger rollt.
Stücke über den Krieg besagen: ungeachtet dessen, ob man hebend schlägt (ti da), nach unten schlägt (an da), prügelt (ji da), stürmend zuschlägt (chong da), mit Oberarm und Schulter (bo) schlägt, mit dem Ellbogen (zhou) schlägt, mit der Hüfte (kua) schlägt, mit den Beinen zutritt (tui da), mit dem Kopf schlägt oder mit den Händen schlägt, hoch oder tief schlägt, mitgehend (shun) schlägt, horizontal (heng) zuschlägt, nach vorne gehend schlägt (jin bu da) oder beim rückwärts gehen (tui bu da), die [gegnerische] Energie stoppend schlägt oder sich die Energie [des Gegners] borgend schlägt, und auch von oben bis unten gibt es unzählige Schlagmethoden, doch immer sollte man von einer Energie durchzogen sein.
Wenn man mit dem Körper herausgeht, ist es das Erfolgsgeheimnis für den Kampf, zunächst günstige Orte zu besetzen. Die Gelenke müssen korrekt sein, denn wenn sie es nicht sind, ist man kraftlos. Die Hände müssen geschickt greifen, denn wenn sie es nicht tun, wird Wandlung möglich. Das Aussenden der Hände muss schnell sein, sind sie es nicht, werden sie zu spät ankommen. Wenn man zuschlägt, muss man unbarmherzig sein, denn wenn es nicht heftig ist, ist es nicht zu gebrauchen. Füße und Hände müssen lebendig sein, denn wenn sie nicht lebendig sind, wird es gefährlich. Die Entschiedenheit (cunxin) muss höchst-perfektioniert (jing) sein, denn sonst ist man Opfer von Täuschungen.
Aussenden mit dem Körper: dies sollte so wild und tapfer sein wie bein einem sich aufschwingenden Adler, schwungvoll, heftig und tollkühn, Gedankenschnelligkeit und Wissen sind eine Kette und du darfst nicht fürchten oder zögern. Wie Guan [Yu] bei Baima oder Zhao [Yun] bei Changban. Die Geisteskraft ist ehrfurchtgebietend, die Wellen zerbersten und reißen auf, still wie ein Berg, aber die Bewegung wie ein Donnerschlag.
Die wichtigen Sätze besagen: wenn der Gegner heranstürmt, sollte man das untersuchen. Mit dem Fuß treten, der Kopf [des Gegners] ist vorn, mit den Händen schlagen, der Arm [des Gegners] ist unten, seitlich [bewegen], [er] schreitet voran, mit dem Körper abducken, [er] sendet nach oben aus.
Der Fuß [des Gegners] kommt an, das Knie heben, die Faust [des Gegners] kommt, mit dem Ellbogen zur Seite schieben, mitläufig ankommend, horizontal brechen (ji), horizontal kommend, mit beiden Händen nach unten pressen, von links kommend, von rechts aufnehmen, von rechts kommend, links auftreffen, in der Ferne die Hände nutzen, in der Nähe die Ellbogen benutzen, in der Ferne mit den Füßen treten, in der Nähe die Knie dazunehmen.
Wenn man beim Kämpfen (quanda) überlegen sein möchte, sollte man seine Umgebung genau betrachten, die Hände sollten dringlich sein, die Füße leicht, die Stellungen beobachten wie eine Katze das tut, das Herz muss ganz sein, die Augen klar. Nur, wenn Hände und Körper gemeinsam starten, ist es echt. Wenn die Hände ankommen, aber der Körper nicht, ist es nicht klug, den Gegner zu schlagen, aber wenn Hände ankommen und der Körper ebenso ankommt, dann bricht man den Gegner so, wie wenn man einen Grashalm zerdrückt.
Stücke über den Krieg besagen: diejenigen, die gut im Kämpfen sind, blicken zuerst auf die Position der Schritte und danach [erst] kommt die Dynamik der Hände (shoushi). Oben auf die Kehle schlagen und unten in den Unterleib, links und rechts in die Rippen und auf das Körperzentrum. Vorne 10 Fuß entfernt zu schlagen ist nicht weit, als nahes Schlagen [gilt es], wenn man zweieinhalb Zentimeter entfernt ist.
Die wichtigen Sätze besagen: übe, als sein ein Gegner vor dir, [doch] wenn du einen Gegner konfrontierst, ist es, als sein niemand da. Wenn die Hände vor dir ankommen, schau nicht auf die Hände, wenn vor deiner Brust der Ellbogen ankommt, schau nicht auf den Ellbogen. Wenn die Hände aufsteigen, müssen die Beine fallen, wenn die Beine fallen, müssen die Hände aufsteigen.
Das Herz (xin) hat Vorrang, die Absicht (yi) muss den Gegner besiegen. Der Körper attackiert den Gegner, die Schritte überschreiten (guo) ihn. Der Kopf muss nach oben schauen, die Brust muss gegenwärtig (xian) scheinen. Die Taille muss aufgerichtet sein, der Körperkern (dantian) muss die Bewegung beginnen (yunqi). Vom Scheitelpunkt bis zur Sohle ist es eine durchgezogene Energie.
Stücke über den Krieg besagen: wem es an Mut fehlt und dem das Herz ängstlich ist, der kann sicherlich keinen Sieg erringen; jemand, der die Situation nicht einschätzen kann, kann sich auch nicht gegen Gegner verteidigen.
Wer sich zuerst bewegt, den erachtet man als Meister, wer sich nachher bewegt, erachtet man als junger Bruder; unterrichte nur, das Vorwärtsgehen zu bedenken, unterrichte nicht, den Rückzug zu bedenken. [Man muss] tollkühn aber vorsichtig sein. Die Praktikabilität ist wundervoll, bewahre das mit ganzem Herzen. So bewegt sich die Eins in zwei Energien (qi), bewegt sich in drei Sektionen (jie), erscheint in den vier Extremitäten und vereint [sich] in den fünf Wandlungen (wuxing). Übe oft und wandele dich, am Anfang ist das schwer, aber nach längerer Zeit wird es natürlich werden! Und damit [ist] alles [gesagt], was die Lehre (daoxue) der Boxkunst betrifft!
(Chen Changxing, S. 17-19; Übersetzung aus dem Chinesischen © CTND)
Literatur:
Chen Changxing in Chen Ziqiang (2008). Chen-Style Taiji Pole. Zhengzhou: Petrel Publishing House, Henan Electronic & Audiovisual Press.
Szymanski, J. (2002). Important Points on Martial Applications by Chen Changxing. Erhältlich: ChinaFromInside.