feng-zhiqiang

Interview von Nabil Ranné und Konstantin Berberich mit dem inzwischen verstorbenen Feng Zhiqiang.

Geführt und übersetzt vom Chen-Stil Taijiquan Netzwerk Deutschland (CTND).

 

Feng Zhiqiang

2008 hatten wir das große Glück und die Gelegenheit, den inzwischen verstorbenen Feng Zhiqiang als einen der letzten Schüler Chen Fakes interviewen zu dürfen. Das Interview dauerte drei oder vier Stunden und es wurde viel gelacht und geradet und sogar gepushed. Es war eine sehr schöne, freundliche und inspirierende Atmosphäre. Hier folgt ein kurzer Auszug aus dem damaligen Interview:

 

Ich war noch nie in Deutschland, aber nun bin ich auch schon so alt (macht Geste eines langen Bartes).

 

Wann haben Sie begonnen mit den Kampfkünsten? 

Mit 8 Jahren, nun bin ich 81 Jahre alt. 

 

Was haben Sie dann geübt? 

Shaolinquan in meinem Heimatort in Hebei. Mit 12 Jahren kam ich dann nach Beijing, um zu arbeiten. Dann habe ich Tongbeiquan gelernt.

 

Zählt das auch zu den inneren Kampfkünsten (neijia)?

Ja, es ist auch Neijia, aber auch Waijia. Das habe ich geübt, bis ich über 20 Jahre alt war. Dann habe ich einen sehr guten Xinyi-Lehrer gefunden, der sehr großes Gongfu hatte, ein sehr netter Mann war und mir das Xinyi beibrachte. Taiji, Xinyi und Bagua sind gleich. Doch ich habe das Taiji nicht besonders gemocht, aber ich kannte auch nicht so viel. Bagua mochte ich aber noch weniger, mit dem Kreisgehen, da wird einem ja ganz schwindelig (lacht). Doch er sagte, das ist so nicht korrekt, und ich sollte mir einmal Taiji anschauen. Ich habe ok dazu gesagt. Und wenn ich es nicht gut finden würde, würde ich es nicht üben. Dann bin ich zu Chen Fake gegangen, um mir sein Taiji anzusehen, und es war ganz fabelhaft und ich war sehr glücklich. Ich habe ihn gefragt, ob er mein Lehrer werden könne, aber er meinte, ich wäre noch sehr jung. Aber mein Xinyi-Lehrer erlaubte mir das, und so lernte ich immer Xinyi und Taiji zusammen. Das war 1950, da war ich über 20 Jahre alt, und meine Lehrer eröffneten die erste Kampfkunstgesellschaft der Hauptstadt.  

Ich habe dann immer von Chen Fake Taiji gelernt und Xinyi von Hu Yaozhen. Sein Neigong war sehr groß und er war auch ein guter Arzt und in der Akupressur sehr versiert. 

 

Die beiden waren also gute Freunde?

Ja, die beiden hatten eine gemeinsame Kampfkunstgesellschaft und haben mich immer gemeinsam unterrichtet und sich gemeinsam über Gongfu ausgetauscht. Da ich sehr gerne hart arbeitete und vor Unwegsamkeiten nicht zurückschreckte, konnte ich sehr viel von den beiden lernen. Chen Fake kam 1928 nach Beijing, in dem Jahr, als ich geboren wurde.  

 

Wie war es denn, als Sie ihren Lehrern das erste Mal begegneten?

Ich hatte einen Gongfu-Bruder, mit dem ich viel übte und den ich immer bezwang. Der war ein Nachbar von Hu und ein Mal sagte er mir, ich könnte ihn zwar besiegen, aber ob ich mich mit einem Besseren einlassen wolle. Ich sagte natürlich zu (lacht). Als ich Hu dann traf, fragte mich dieser, was ich denn trainierte. Ich sagte Waijia, Shaolinquan und fragte ihn, was er denn mache. Er meinte Xinyi. Ich sagte, das sei doch alles dasselbe. Er meinte, nein, es sei nicht dasselbe, bei ihm ginge es um das Neiqi. Ich meinte, mir wäre es egal, ob es Neiqi oder Waiqi sei, wenn man damit nur schlagen könnte. 

Aber er meinte, drei Dinge wären wichtig: Elektrizität (dian), Magnetismus (ci) und Energie (qi) zu entwickeln. Und ich sollte nicht Qi mit dem Ein- und Ausatmen verwechseln. Aber ich meinte, man bräuchte doch Kraft. Er meinte, das sei kein Problem, ich sollte es mal versuchen und ihn schieben, doch ich konnte nicht und fragte, weshalb das so sei. Er meinte, mein Dian, Ci und Qi wären einfach zu gering. Ich sagte, er solle mich mal schubsen, und als er das tat, flog ich weg. Ich fragte ihn dann, ob ich auch mal schlagen könnte, und er bejahte und sagte, ich solle ganz einfach mal machen. Als ich ihm in den Magen schlug, füllte es sich plötzlich und ich flog wieder weg und war ganz benommen. Hu meinte, das sei einfach die Energie, die aus Dian, Ci und Qi entstünde und nicht auf Technik beruhe. Ich wollte dann direkt sein Schüler werden, doch er meinte, so ginge das nicht, er wisse ja nicht, ob ich ein guter Mensch sei. Ich sagte ihm, ich sei ein guter Mensch (lacht). 

Naja, dann konnte ich aber doch bei ihm Schüler werden. Nach zwei Jahren sagte er mir dann, ich solle auch Taiji oder Bagua studieren. Ich erwähnte, Bagua ginge nicht, da wird mir schwindelig. Und er fragte: Und Taiji? Ich meinte, das sieht doch immer so aus, als ob eine Katze sich ihr Gesicht wäscht. Doch er sagte, er kenne ein Taiji, das nicht so ausssehe. Ich frage, wo denn? Und er verwies mich dann an Chen Fake und empfahl mich, so dass ich dort auch lernen durfte.

 

Und war das Treffen mit Chen Fake ähnlich wie mit Hu?

Die Bewegungen waren sich nicht ähnlich, aber die Fertigkeit ja, sie waren beide sehr, sehr gut. Als ich dort etwa ein Jahr gelernt hatte, das war 1950, eröffneten die beiden ihre Kampfkunstgesellschaft. Und dann lernte ich noch einmal etwa 8 Jahre bei ihnen, bis Chen Fake starb. 

 

Und wie sah der Unterricht aus?

Ich bin jeden Tag dorthin gegangen zum Training. 

 

Und was wurde trainiert?

Zuerst haben wir Qigong geübt, dann Formen, und dann Tuishou. 

 

Und mit Chen Fake haben Sie auch Tuishou geübt? Hat er denn auch mit den drei Energien gearbeitet, Dian, Qi und Ci? 

Nun, er hat darüber nicht so viel gesprochen, aber ja, sein Gongfu war sehr, sehr groß. Hu hat mehr erklärt, sein Gongfu war auch sehr gut und er war in Theorie und Medizin bewandert. Und die Tugend der beiden (wude) war sehr gut! 

 

Und wie kam es dann zum Hunyuan?

Hu meinte, beim Taiji ginge es um Himmel und Erde und beide würden sich immer drehen. Der Himmel dreht sich, die Erde, auch die Sonne, der Mond und die Sterne drehen sich. Und das ist Hunyuan. Es geht darum, den Geist (yi) zu benutzen, nicht nur grobe Kraft. Das Xinyi, das Herz und der Geist in der Bewegung. Auch die moderne Technik folgt diesem, ob Auto, Boot, Flugzeug, alle bewegen sich von der Idee her, die dahintersteckt, nicht nur über die grobe Kraft. Xin, shen, yi und xing sind eine Sache, beim Boxen muss also immer auch der Geist trainiert werden.

 

Feng ZhiqiangAlso der Geist kommt an, die Energie kommt an und die Kraft kommt an?

Yes (auf Englisch, lacht). Also alle technischen Errungenschaften beruhen auf dem runden Prinzip, alle rotieren, ob im Boot die Turbinen, im Auto usw. usf. 

 

Sie haben das System also Chen Shi Xinyi Hunyuan Taijiquan genannt, um ihre Lehrer zu ehren?

Nein, die beiden haben das so genannt. Die Essenz ist Xinyi Hunyuan, es ist nicht mehr nur Yang, Chen, Sun-Stil oder so. Die beiden Lehrer haben es zwar nicht so öffentlich genannt, aber ich habe es dann später so genannt, als ich unterrichtet habe.  

 

Und hat Chen Fake dann seine Form so weiterentwickelt?

Er hat das Kreisen betont, das Hunyuan, so ist das entstanden.

 

(C) CTND

 

Videomaterial von Fengs Unterricht:

 

Kurze Demo zum Chansigong:

 

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